Letztlich ist es wichtig, sich in vornherein klarzumachen, was als antizipierter Zielkorridor erreicht werden soll und dementsprechend ein richtiges Format zu wählen. Im Folgenden wollen wir zwei Spielarten von Workshops vorstellen, die sich als überaus lohnenswert herausstellen können: die Rede ist von Hackathons und einem sogenannten Bar-Camp.
Was ist ein Hackathon?
Gerade im Bereich der Informationstechnik besitzt die Praxis des Hackens eine gewisse Relevanz: Hacken, das bedeutet, gerade im Bereich der Technologie, aber auch darüber hinaus, bisweilen kreative bis spielerische Workarounds für auftretende Probleme zu finden. Das Wort Hacking stammt vom Alt-Englischen Verb haccian ab, was wörtlich so viel bedeutet, wie “in Stücke schneiden”. Hacken bedeutet etymologisch also ein kleinteiliges Zerlegen von großen Sachverhalten.
Die zweite Komponente des Kompositums Hackathon ist der Marathon. Die antike griechische Stadt Marathon, aus der, der Legende zufolge, der Bote Pheidippides aufbrach, um nach einem Dauerlauf von rund 42 km auf der Akropolis in Athen den Sieg der Griechen über die Perser im Jahr 490 v. Chr. Kund zu tun, steht bis heute Pate für die Bezeichnung eines Ausdauerlaufs.
Die Nutzung des Neologismus Hackathon referiert dementsprechend auf einen kompetitiven Wettbewerb, bei dem innerhalb eines abgesteckten Rahmens neue Verfahrensweisen ausprobiert und Lernprozesse initiiert werden können.
Der Hackathon als Testfeld
Hackathons sind das Resultat kapitalistischer Marktdynamiken und wurden ursprünglich (seit den späten 1960er Jahren) als Werkzeuge genutzt, um spielerisch digitale Innovationen voranzutreiben. Unter Realbedingungen können im Rahmen eines Hackathons, auf einem sicheren Testfeld, neue Paradigmen ausprobiert werden, was im Laufe der Zeit zu einer kanonisierten Form des Innovationsmanagements führte. Dabei ist die Opposition von Ego-System und Eco-System besonders interessant: geht es im Rahmen des hierarchisch strukturierten Innovationsmanagements vorrangig darum, Fortschritt als gerade Linie zu konzeptualisieren, ist der Kern der Innovation im Rahmen des Hackathons wesentlich verworrener: die jeweilige Perspektive auf etwaige Probleme muss ebenso konstruiert werden, wie die antizipierte Lösung. Es wird schnell klar, dass eine Lösung nur so gut ist, wie die Position, die man der Hürde gegenüber einnimmt.
Barcamps als lockere Alternative
Gegenüber der spielerischen Competition, wie sie durch den Hackathon zum Ausdruck kommt, ist der Ansatz eines Barcamps wesentlich entspannter: es geht hier in erster Linie um die ergebnisoffene Elaboration drängender Themen, um sich gegenseitig auf einem adäquaten Level an Diskursfähigkeit zu begegnen. Das Barcamp ist vornehmlich auf die Teilnehmer:innen und deren respektives Vorwissen zugeschnitten. Jede:r hat die Möglichkeit etwas beizutragen, das gemeinsame Ziel ist vielmehr der Wissenszuwachs, denn die Erschaffung transformativer Prototypen. So ist ein Barcamp ein offenes Format, das sich eng mit der Idee von generellem Networking und zwischenmenschlicher Interaktion verbunden sieht; Wettbewerb ist explizit nicht vorgesehen.
Fazit
Um sich und sein Unternehmen vor geistiger Verelendung zu schützen, ist es wichtig, neben der Sicherstellung von funktionierenden Bestandsroutinen, auch die visionäre (bisweilen gar spekulative) Weiterentwicklung nicht aus den Augen zu verlieren. Hierbei sollten vor allem diejenigen zu Wort kommen, die sich tagtäglich um den Erfolg der Firma bemühen: die Mitarbeitenden. Ownership verbleibt als leeres Buzzword, als regelrechte Worthülse, entscheidet man aus der Sicht des Topmanagements über ihre Köpfe hinweg. Hackathons und Barcamps können in dieser Hinsicht ein lohnendes Unterfangen sein, gemeinsam die Köpfe zusammenzustecken und sich ausgiebig mit sprichwörtlicher Zukunftsmusik auseinanderzusetzen.