Smarte Gerätschaften sind aus dem Alltag derallermeisten Bürger:innen nicht mehr wegzudenken. Das Internet der Dinge, die Industrie 4.0 oder Ubiquitous Computing deuten eine Wiederverzauberung der Welt an – wie durch Magie kommunizieren Toaster mit Kühlschränken, Mobiltelefone mit Autos und Thermostaten, und autonome Produktionsroboter mit ihren respektiven Kolleg:innen. Mehr und mehr vormals analoge Dinge werden internetfähig, werden zu wahrhaften Kommunikationspartnern, die sich scheinbar nahtlos ins Netz integrieren lassen. Bereits im Jahr 2002 ließ Kevin Ashton, der damalige Verantwortliche in Sachen technologischer Wandel bei Procter & Gamble, im Forbes Magazine verlauten: „We need an internet for things, a standardized way for computers to understand the real world.“ Seitdem hat sich einiges getan: die Nutzung digitaler (Assistenz-) Technologien ist heute allgegenwärtig und teilweise so unterschwellig, dass eine notwendig stattfindende Kopplung annähernd vollständig ohne sichtbare Schnittstellen auskommt – das zunehmende Unsichtbar-Werden (grafischer) User-Interfaces ist gleichbedeutend mit dem Beginn einer Interface-Werdung der Umwelt. Wie aber, so könnte man fragen, soll einer solchen Entwicklung begegnet werden?
Nun, zunächst bedarf das Internet der Dinge einer fundamentalen Reform der Sozialität! Werden die Dinge smart und autonom, sind sie eben mehr als bloße Werkzeuge: sie gerieren sich latent diskursfähig und vor allem kontextsensitiv. Schlägt mein Smartphone mir etwa eine abweichende Schreibweise vor, kann ich diesen Hinweis dankend annehmen, oder ihn verärgert zurückweisen. Ich muss mich der aktiven technologischen Intervention gegenüber allerdings auf die eine oder andere Art und Weise verhalten. Auch das schulterzuckende Ignorieren ist so gesehen eine getroffene Entscheidung – nach Paul Watzlawick kann man eben nicht nicht kommunizieren. Das gilt auch und gerade für die Interaktion mit Gerätschaften, die innerhalb eines Netzwerks in atemberaubender Geschwindigkeit Informationen auszutauschen pflegen.
„Nicht länger handelt es sich bei smarten Geräten um bloße Tools, sondern viel eher treten solche Dinge zusehends als co-kreative Gehilfen in Erscheinung.“
Kontextsensitivität bedeutet idealerweise ein unbestimmtes Mehr an Komfort: sobald ich das Büro, oder einen anderweitig definierten Raum betrete, stellen sich etwa alle Dinge so ein, wie ich sie benötige. Sie orchestrieren einen angenehmen Transfer vom privaten zum professionellen Raum. Die Nutzung von RFID-Tags oder eine klar definierte IP-Kennung sind die einfachsten, wenngleich nicht die einzigen Lösungen, die diesen flüssigen Übergang ermöglichen sollen. Da die Idee der Nahtlosigkeit auf einen kontinuierlichen Datenstrom angewiesen ist, der nicht versiegen darf und dessen Inhalte zum Zweck der Stabilisierung und fortwährenden Verbesserung der jeweiligen Services entsprechend ausgewertet werden müssen, ist die Sicherheit der Kommunikationsprotokolle im Internet der Dinge ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für dessen zunehmende Verwendung.
Smarten Systemen ist es möglich, auf Grundlage umfassender Big-Data-Analysen Muster zu identifizieren, Trends zu erkennen, Modelle zu produzieren und so bisweilen erschreckend akkurate Prognosen des Verhaltens individueller, wie kollektiver Akteure zu liefern: wollen wir die Potenziale, die diese Form der sukzessiven Annäherung von Sozio- und Technosphäre bietet bestmöglich nutzen, muss sich vor allem unsere Haltung gegenüber technischen Gerätschaften verändern: nicht länger handelt es sich dabei um bloße Tools, sondern viel eher treten solche Dinge zusehends als co-kreative Gehilfen in Erscheinung. Sie fällen entweder selbstständig (Mikro-) Urteile, oder beeinflussen uns wesentlich in der eigenen Entscheidungsfindung. Sollten wir bereit sein, diesen emphatisch netzwerkenden Dingen ein ungleich höheres Maß an Vertrauen entgegenzubringen, könnte die Arbeitswelt von morgen eine gänzlich andere sein.
Bei alledem bleibt ein gewisses Maß an Skepsis angebracht: man neigt gemeinhin dazu, technologisch induzierten Wandel kurzfristig zu überschätzen, langfristige Impacts hingegen herunterzuspielen.